Auch bei den Büchern der Geschichte des Volkes Gottes hatten die Deuteronomisten ihre Finger im Spiel. Das wird dadurch deutlich, dass die Bücher

• Josua,
• Buch der Richter,
• Buch Rut,
• 1. und 2. Buch Samuel und
• 1. und 2. Buch der Könige

an das 5. Buch Mose anknüpfen, das ja auch als Deuteronom bezeichnet wird. Deshalb heißt dieser Abschnitt mitunter genauso „Deuteronomistisches Geschichtswerk“. Zu den Büchern der Geschichte des Volkes Gottes gehören darüber hinaus das

• 1. und 2. Buch der Chronik, das
• Buch Esra, das
• Buch Nehemia und das
• Buch Ester.

Über diese als „Bücher der Geschichte des Volkes Gottes“ bezeichneten Bücher wollen wir im Folgenden einen kurzen Überblick geben.

Das Buch Josua

Im Buch Josua geht es um den neuen Anführer Josua. Er hilft den Israeliten dabei, die Weisungen Gottes zu befolgen, nachdem sie sich vom Tod Mose erholt haben. Dabei geht es zunächst darum, das Westjordanland zu besetzen, den Jordan zu überqueren und nach Jericho einzumarschieren. Letzteres gestaltet sich als sehr schwierig, denn Jericho gilt als uneinnehmbare Festung. Fast scheint es, als seien die Israeliten am Ende. Doch dann greift Gott selbst ein und am siebten Tag der Belagerung greifen die Israeliten erneut an. Die Stadttore fallen und Jericho wird eingenommen. Unter der Führung Josuas werden insgesamt 31 Könige besiegt. Fast ganz Kanaan kann unterworfen werden. Gegen Ende des Buches Josua stirbt der neue Anführer der Israeliten. Im übrigen Buch wird erklärt, wie die eroberten Länder konkret aufgeteilt werden.

Das Buch der Richter

Im Buch der Richter dreht sich alles um diese als Richter bezeichneten Personen. Sie werden als Helden mit Charisma dargestellt, aber auch als Heerführer. Unter den Richtern ist Debora, die einzige Richterin. Die Richter helfen den Israeliten aus so mancher Notlage, retten sie vor Feinden und zeigen dabei stets höchste Tapferkeit.

Die Erzählungen im Buch der Richter basieren auf einem meist gleich bleibenden Schema, das wie folgt aussieht:

• Israeliten wenden sich von Gott ab.
• Dadurch geraten sie in Notlage.
• Letzten Endes werden sie von den Richtern und damit von Gott gerettet.

Das Buch der Richter will vor allem eine klare Aussage treffen: Wer sich von Gott abwendet, der riskiert, das ihm viel Unheil geschieht. Die Israeliten können demnach nur dann Sicherheit erwarten, wenn sie im Einklang mit Gott stehen.

Das Buch Rut

Das Buch Rut ist im Grunde genommen kein eigenständiges Werk. Es dient in erster Linie dazu, die Vorgeschichte von Davids Dynastie zu erläutern und stellt somit eine Überleitung dar. Im Buch Rut dreht sich alles um Rut, eine Moabiterin. Ihrer Schwiegermutter teilt sie eines der berühmtesten Zitate der Bibel mit, in dem sie sich voll und ganz zu ihr und ihrem Gott bekennt. Das ist vor allem deshalb so beeindruckend, weil Rut eben keine Israelitin ist.

Im Laufe des Buches Rut gebärt die Moabitern Obded, welcher der Großvater Davids ist. Damit wird Rut als Verwandte von Jesu angesehen. Einen Hinweis darauf gibt es auch in Mt. 1, 5 ff in der Bibel.

Das 1. Buch Samuel

Im 1. Buch Samuel geht es darum, dass die Israeliten kein Gottesreich mehr wollen, sondern ein Königreich. Der Prophet Samuel wird in diesem Zusammenhang als letzter Richter genannt. Er warnt klar und deutlich davor, das Königreich aufstreben zu lassen, doch ohne Erfolg. Saul wird der erste König der Israeliten und trotz seiner Bedenken salbt Samuel den neuen König.

Dieser legt einen guten Start in seiner Laufbahn hin. Bald jedoch schon leidet er an Paranoia und glaubt, dass sein treuester Untertan, David, es nicht ehrlich mit ihm meint. Daraufhin trachtet er ihm nach dem Leben. David indes flieht vor den Mordversuchen des Königs und erhält dabei Hilfe von Jonathan, der Sauls Sohn ist.

Aufgrund der Flucht schließt sich David schließlich den Philistern an, die die ärgsten Feinde von Saul sind. Dennoch verschont er Saul mehrfach im Kampf. Schließlich kommt es zu heftigen Kämpfen zwischen den Israeliten und den Philistern, bei denen erstere eine heftige Niederlage einstecken müssen. Auch Sauls Söhne werden bei der Schlacht getötet. Allerdings hatte sich David daran nicht beteiligt. Saul schließlich ersticht sich nach dieser Niederlage mit dem eigenen Schwert.

Das 2. Buch Samuel

Das 1. und 2. Buch Samuel bilden eine feste Einheit. Der zweite Teil beginnt drei Tage nach Sauls Tod. Es berichtet davon, wie David zum neuen König aufsteigt. Er bringt den heiligsten Gegenstand der Israeliten, die Bundeslade, nach Jerusalem, die fortan als neue Hauptstadt gilt.

Doch genauso Davids Aufstieg bleibt nicht ohne Folgen. So schickt er einen jungen Mann in den Tod, nur um dessen Frau für sich beanspruchen zu können. Mit dieser Tat ist Gott natürlich nicht einverstanden und bestraft David. Zuerst verliert er einen Sohn, der gerade erst geboren wurde. Dann werden seine beiden Söhne Abschalom und Amnon zu Todfeinden. Amnon wird sogar von Abschalom getötet.

Abschalom zettelt zusätzlich noch eine Verschwörung gegen David an. Diesem gelingt die Flucht, doch er muss sein Überleben teuer bezahlen ebenso wie seinen wieder aufkeimenden Ruhm: Denn auch Abschalom ist mittlerweile gestorben.

Das 1. Buch der Könige

An das 2. Buch Samuel knüpft das 1. Buch der Könige an. Es berichtet von der Zeit, in der David seinen Platz als König in Jerusalem wieder eingenommen hat. Allerdings ist David mittlerweile ein alter Mann geworden und die Anstrengungen seines Lebens haben ihn deutlich gezeichnet.

Nach Davids Tod streiten sich die Israeliten darüber, wer seine Nachfolge antreten soll. Schließlich gelingt es Salomo, König zu werden. Noch heute weiß man um die Weisheit des neuen Königs, die sich im „salomonischen Urteil“ bestätigte. Unter Salomo geht es dem Volk sehr gut, es erreicht Macht und Wohlstand ohnegleichen. Das ist auch der Grund, warum man unter diesem König einen fantastischen Tempel in Jerusalem bauen lässt.

Allerdings wendet sich auch Salomo von Gott ab, er vergisst eine Kultur und seine Religion. Als er schließlich stirbt, macht sich das deutlich bemerkbar. Denn das Reich teilt sich jetzt in das

• Nordreich Israel und das
• Südreich Juda.


Das 2. Buch der Könige

Das 2. Buch der Könige zeigt zunächst die Geschichte der beiden Reiche auf, vergleicht ihre Könige miteinander und beschreibt diese ausführlich. Allerdings nimmt es kein gutes Ende, denn im Verlaufe des 2. Buchs der Könige kommt es zu einer Katastrophe:

Dem König von Assur gelingt es, Israel zu erobern. Die Einwohner werden verschleppt. Auch Juda kann sich nicht lange darüber freuen, verschont geblieben zu sein. Denn Nebukadnezar II., seines Zeichens König von Babylon, greift das Südreich an, erobert die Hauptstadt Jerusalem und zerstört den Tempel, der einst von Salomo gebaut wurde. Damit ist nicht nur das 2. Buch der Könige zu Ende, sondern genauso die Geschichte von Juda.

Das Chronistische Geschichtswerk

Diese Bücher gehörten zum „Deuteronomistischen Geschichtswerk“. Die Bücher der Chroniken, Esra und Nehemia zählt man hingegen zum „Chronistischen Geschichtswerk“. Heute gehen Experten davon aus, dass alle vier Bücher auf einen Verfasser zurückgehen. Dieser ist charakterisiert durch sein sehr religiöses Interesse, worunter jedoch historische Gesichtspunkte zu leiden haben. Anstatt nun aber an das „Deuteronomistische Geschichtswerk“ anzuknüpfen, schildert man im „Chronistischen Geschichtswerk“ die Geschichte von Adam bis hin zur Rückkehr der Israeliten aus dem Exil in Babylon.

Das 1. Buch der Chronik

Im 1. Buch der Chronik werden zahlreiche Elemente aufgezeigt, die in den Büchern der Könige oder Samuels nicht auftauchen. Unter anderem werden sowohl David, als auch Salomo extrem heldenhaft und mit blütenweißer Weste dargestellt. Ihre Fehltritte, wie etwa den Ehebruch von Davids, erwähnt der Autor des 1. Buchs der Chronik hingegen nicht. Dafür beschreibt er ausführlich verschiedene Riten, sowie allgemeine Fragen des religiösen Lebens. Aus diesem Grund heraus nimmt man heute an, dass der Verfasser der Chroniken ein Priester war.

Das 2. Buch der Chronik

Im 2. Buch der Chronik wird beschrieben, wie die Geschichte sich bis zum Ende des Reiches Juda erweckt. Interessant dabei: Der Fall Israels wird nicht einmal erwähnt, man konzentriert sich lediglich auf das Südreich. Wer einen genaueren Blick in dieses 2. Buch der Chronik wirft, stellt schnell fest, dass der Autor eine klare Aussage treffen will: Für den Bund mit Gott werden Hüter und Garanten benötigt. Diese sind aber nicht mehr die Könige, sondern die Priester. Auch diese Aussage legt die Vermutung nahe, dass es sich beim Autor um einen Priester handelte.

Das Buch Esra

Obwohl das Buch nach ihm benannt ist, tritt der Priester Esra erst im siebten Kapitel auf. Am Beginn des Buches Esra schließt man dagegen direkt an die Zeit nach Abschluss des 2. Buchs der Chronik an. So wird beschrieben, wie der persische König Kyros II. Babylon erobert. Damit befreit er die Israeliten aus ihrer Gefangenschaft bzw. ihrem Exil in Babylon. Den Einträgen zufolge soll es jedoch keine brutale, gewaltsame Gefangenschaft gewesen sein, sondern ein friedliches Leben im Exil.

Nachdem die Israeliten zurück nach Jerusalem gekehrt sind, bauen sie einen neuen Tempel auf. Erstmals seit langer Zeit wird in der Stadt auch wieder das Pessachfest gefeiert, das an die Befreiung aus Ägypten erinnern soll. Als Botschaft sehen die Bewohner, dass Gott sie erneut, wie schon zuvor aus Ägypten, aus einer Gefangenschaft befreit hat. Im siebten Kapitel schließlich tritt Esra auf und es beginnt eine neue Zeit. Denn der Priester sorgt fortan dafür, dass das Leben in Jerusalem neu geordnet wird.

Das Buch Nehemia

Heute geht man davon aus, dass das Buch Esra und das Buch Nehemia eine Einheit bildeten, die erst später getrennt wurde. Nehemia als Namensgeber dieses Buches der Bibel ist ein Jude, der aus Babylon stammt. Er ist in der Zeit des gleichnamigen Buches Stadthalter von Jerusalem.

Unter anderem werden unter seiner Aufsicht die Stadtmauern wieder aufgebaut und Nehemia bestätigt das Gesetz, welches einst von Esra erlassen wurde. Zahlreiche Reformen wurden von Nehemia durchgeführt und er ordnet erneut an, dass am Sabbat Ruhe gehalten werden soll. Im Buch Esra wird ab dem siebten Kapitel, im Buch Nehemia vollständig, in der Ich-Form gesprochen. Daher sind hier autobiographische Züge zu entdecken.

Das Buch Ester

Mit dem Buch Nehemia endet schließlich auch das „Chronistische Geschichtswerk“. Es folgen verschiedene Geschichtsbücher, darunter das Buch Ester, das zu den Büchern der Geschichte des Volkes Gottes gezählt wird.

Im Buch Ester geht es um die gleichnamige Frau, die die Gemahlin von Achaschwerosch (Xerxes) ist. Er ist ein persischer König. Esra gelingt es im letzten Augenblick, ihr Volk (die Israeliten) vor dem gewaltsamen Tod durch die Perser zu retten. Es gelingt ihr sogar, die Perser zu besiegen und so für Sicherheit bei den Israeliten zu sorgen.

Weil diese Rettung so spektakulär verlief, wurde das Purimfest eingeführt, das fortan an diese Rettung erinnern soll. Das Buch Ester wird zudem dem jüdischen Kanon zugerechnet, wohingegen die übrigen vier Geschichtsbücher (Buch Judit, 1. und 2. Buch der Makkabäer) nicht dazu zählen.